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Jürgen Wölffer wird am 22. Oktober 75 Jahre alt
Am Sonntag hat seine Inszenierung "Spätlese" Premiere

Morgen, am Samstag, den 22. Oktober wird Jürgen Wölffer 75 Jahre alt. Beinahe wäre er in einem der damals berühmten Cafés im Berliner Westen geboren worden, seine Mutter hat es dann aber gerade noch ins Westendsanatorium geschafft (Joachimsthaler Straße, Ecke Kurfürstendamm). In ihrer Begleitung war Gisela Schlüter, eine damals sehr bekannte, stets etwas aufgeregte Komikerin, die so hysterisch war, dass man sie zuerst für die werdende Mutter hielt.

Wölffer, bekannt als Regisseur und langjähriger Direktor von Theater und Komödie am Kurfürstendamm, ist eigentlich Schauspieler. 1958 gab er sein Bühnendebüt als Sylvius in Shakespeares "Wie es euch gefällt" am Düsseldorfer Schauspielhaus. Er spielte auch am Staatstheater Karlsruhe sowie am Berliner Schillertheater. 1964 holte sein Vater Hans ihn und seinen Bruder Christian in die Direktion der Theater am Kurfürstendamm. Unter dem Pseudonym Reinhard Boy (Reinhard ist sein zweiter Vorname, Boy war der Mädchenname seiner Mutter) führte Jürgen Wölffer 1971 erstmals Regie: Das Stück hieß "Die ist nicht von gestern". Premiere war in Erlangen, in den Hauptrollen Elke Sommer und Karl John. 1976, nach dem Tod seines Vaters, übernahm Jürgen Wölffer die Direktion beider Berliner Theater. Es war keine leichte Entscheidung. Sie war geprägt von der Liebe zum Vater, zu Berlin, zum Kurfürstendamm, einer geerbten Unternehmerlust und dem sanften Druck von George Marton und Hans Sanden, zweier jüdischer Freunde des Vaters aus der großen Berliner Theaterzeit.

1977 inszenierte Jürgen Wölffer zum ersten Mal in Berlin "Phantastische Nacht" mit Günter Pfitzmann. Es folgten Erfolge wie "Sonny Boys", "Ein seltsames Paar", "Damals in Brooklyn", "Sie spielen unser Lied" und "Pension Schöller" sowie "Der Hauptmann von Köpenick". Er arbeitete mit Schauspielern wie Johanna von Koczian, Wolfgang Spier, Karin Eickelbaum, Volker Brandt, Barbara Schöne, Günter Pfitzmann, Harald Juhnke, Anita Kupsch, Carl-Heinz Schroth, Gaby Gasser, Ilja Richter, Georg Thomalla, Ute Willing, Chariklia Baxevanos, Nadja Tiller, Paul Hubschmid, Eva Pflug, Harald Leipnitz, Renate Holm, Herbert Herrmann, Susanne Uhlen, Evelyn Künneke, Hans Teuscher, Ralf Wolter, Claus Biederstaedt, Nora von Collande, Gerit Kling, Michael Altmann, Jochen Senf, Evelyn Hamann, Johannes Heesters, Simone Rethel, Peter Fricke, Herbert Köfer, Winfried Glatzeder, Alfred Müller, Achim Wolff, Friedrich Schoenfelder, Elisabeth Wiedemann, Victoria Sturm sowie Dietmar Mues. Während dieser Arbeiten schloss Wölffer lebenslange Freundschaften mit vielen von ihnen. Sie schätzen seinen Humor, seine Verbindlichkeit und sein Engagement. Neben den zwei Berliner Häusern Theater und Komödie am Kurfürstendamm ließ Wölffer 1988 in Hamburg die Komödie Winterhuder Fährhaus bauen und gründete die Komödie Dresden. Auch ein Tourneebetrieb gehört zum Unternehmen.

2004 übergab Jürgen Wölffer die Direktion der Berliner Häuser seinem Sohn Martin.

Den 75. Geburtstag feiert Wölffer erst am Sonntag. Seine Ehefrau, die Schauspielerin Christine Schild, erzählt: "Da am Sonntag die Premiere von ´Spätlese´ stattfindet, haben wir uns überlegt, dass die Premierenfeier gleichzeitig auch die Geburtstagsfeier ist. Für jemanden, der mehr als zwei Drittel seines Lebens im Theater verbracht hat, gibt es keinen besseren Ort zum Feiern."

Foto: Johannes Zacher